Die erste grafische Benutzeroberfläche die ich kennengelernt habe war GEM unter DOS-Plus auf einem Schneider PC 1512. Das war ganz nett. Der einzige Nachteil von GEM war seine völlige Nutzlosigkeit …
chaos-case,
Freitag, 18. Februar 2011, 17:53
… jedenfalls in der Hardware/Software- Kombination auf diesem Rechner.
Danach habe ich dann mit Windows 3.11, 95, 98 und ME Erfahrung gesammelt (ME war so schlimm, dass ich mir schließlich gesagt habe: Nie wieder Windoof!)
Schlecht war Windows allerdings nicht wegen der Oberfläche, sondern wegen Windows …
Von da an war ich ein begeisterter KDE-User und wäre wahrscheinlich heute noch einer, wenn nicht KDE im laufe der Jahre immer umfangreicher und anspruchsvoller, was die Hardware angeht geworden wäre. Mein alter Laptop wurde damit so unerträglich langsam, dass ich mich auf die Suche nach einer Alternative machte.
Weil sich so eine Situation hervorragend eignet um über grundsätzliches nachzudenken, habe ich mir überlegt, ob es denn überhaupt wieder eine Schreibtischmetapher sein muss, oder ob nicht vielleicht ein völlig anderes Bedienkonzept besser ist.
Die allermeisten, -oder jedenfalls die großen- graphischen Oberflächen verwenden die Schreibtischmetapher, also den "Desktop": Eine Fläche mit irgendwelchen Symbolen drauf, einer Leiste mit Uhr, die einem die Fenster anzeigt, von der aus man ein Menü erreicht, usw.
Das alles ist primär auf die Bedienung per Maus ausgelegt.
Es gibt einige Fenstermanager, die dieses Konzept nicht verwenden, sondern auf eine Bedienung mit der Tastatur setzen. Ich habe einige dieser Desktop-alternativen ausprobiert und bin schließlich bei
evilwm hängen geblieben, einem extrem minimalistischen windowmanager. Im Gegensatz zu z.B. dem
wmii, der einen ähnlichen Ansatz hat, aber den Benutzer für meinen Geschmack zu sehr einengt ist evilwm wirklich minimalistisch. Es werden keine Fenster automatisch irgendwie aufgeteilt oder angeordnet, -das muss man schon selbst machen- es gibt keine Fensterdekoration und auch keine Menüs. Er lässt sich komplett per Tastatur steuern, inklusive verschieben, vergrößern/verkleinern von Fenstern usw.
Es dauert zugegebenermaßen einige Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat, doch dann geht alles erstaunlich schnell; Die Tastenkombinationen mache ich mittlerweile ohne groß nachzudenken.
Mit kleinen Programmen lässt sich der Komfort noch erhöhen, z.B. sorgt gmrun in Kombination mit xbindkeys dafür, dass man wie gewohnt Programme mit ALT + F2 starten kann und die Option "-snap" in der .xinitrc macht die Fenster so klebrig wie bei KDE.
So richtig entschieden hab' ich mich aber noch nicht. Der Desktop mit einer Leiste und und einem Rahmen um die Fenster, den man mit der Maus anfassen kann hat auch Vorteile, besonders, wenn man mit Programmen arbeitet, bei denen man sowieso immer eine Hand auf der Maus liegen hat. Ich habe im Moment evilwm und einen „normalen“ Desktop parallel installiert, allerdings kein KDE, sondern eine minimalistische Version. LXPanel als „Taskleiste“ und Pekwm für die Fenster. Das hört sich erstmal seltsam an, weil das LXPanel ja eigentlich für LXDE gedacht ist und Pekwm da nicht so richtig passt, aber ich halte das für eine fast perfekte Kombination. Beides habe ich ein Bisschen angepasst: Ein Theme für Pekwm, dass benutzbar ist (breitere Ränder) und schön (eckig, hässlich, grau) und LXPanel so konfiguriert, dass es dazu passt, beides in die .xinitrc eingetragen, damit das Panel beim startx direkt startet, ein Hintergrundbild mit hsetroot und alles sieht aus als wär's füreinander gemacht. Was Prozessor und Arbeitsspeicher angehen ist dieser Desktop extrem anspruchslos.
Mein minimalistisches Pekwm-Theme:
Der Rahmen hat dieselbe Farbe wie der Fensterhintergrund. Eine 1 Pixel breite Linie sorgt für die Erkennbarkeit, wenn zwei Fenster übereinander liegen.
Am Beispiel Xterm sieht man den breiten Rand, -gut mit der Maus zu treffen.