Ich werde nächste Woche mit dem letzten Teil meiner Meisterprüfung anfangen, nämlich mit dem Bau eines kleinen Hängeschranks, den ich mir auf die Schnelle bei der Prüfung habe einfallen lassen. Eigentlich wollte ich ja was ganz Anderes bauen, aber die Aufgabenstellung hat das, was ich mir vorher schon überlegt hatte unmöglich gemacht. Naja, - gute Vorbereitung, Planung und Organisation sind ja eh nicht so mein Stil und jetzt freue ich mich darauf, meine spontane Idee in der Werkstatt in die Tat umzusetzen.
Für die Prüfung muss ich auch eine Dokumentation mit Fotos machen und da hab' ich mir gedacht, dass ich einfach mal eine „Live-Dokumentation“ hier bloggen könnte, also parallel zur Arbeit in der Werkstatt. Etwas ausführlicher und etwas weniger ernsthaft als die Version für die Prüfer.
Das Ganze soll wenn's fertig ist ungefähr so aussehen:
Die Flächen sind in Kirschbaum furniert und die Ecken sind aus schwarz lackiertem, abgerundeten MDF.
Ich habe mich dazu entschlossen die Kiste in meiner chaotischen 12m² großen Werkstatt zu bauen, die man auf diesem schnell zusammengeklickten Foto in 360° bewundern kann. Werkstatt
Anfangen darf ich erst am Dienstag, -da hab' ich aber schon was wichtigeres vor, also wird’s Mittwoch.
Trotzdem ist natürlich noch viel zu tun, -Vorbereitungen. Die Müllkippe zu einer Werkstatt und den Haufen Schrott zu brauchbarem Werkzeug machen.
Um die Kanten abzurunden brauchte ich einen Fräser mit 19mm Radius. Den hatte ich sogar als Sondereinzelkosten der Fertigung in meiner Kalkulation stehen. Blöderweise gibt es solche großen Fräser nur mit 12mm Schaft, was zu viel für meine Oberfräse ist und ich deshalb schnell noch eine bei eBay gekauft habe. Ich hatte mich schon gefreut, dass beides noch rechtzeitig angekommen ist, musste dann aber feststellen, dass der Fräser garnicht durch die Öffnung in der Fräse passt …
Wie so oft ist Gewalt die Lösung, in Form einer Flex und einer Bohrmaschinen-Raspel:
Das nenn ich mal professionelle Metallbearbeitung, - da wird jeder Werkzeugschlosser neidisch ;-)
So, das war also heute der erste Tag. Ich hab' nicht soviel geschafft wie geplant, aber das lag vor Allem daran, dass ich erst relativ spät angefangen habe. Die Spanplatten sind alle zugeschnitten und das war ein ziemlicher Krampf, denn die Platte konnte ich nicht auf einmal schneiden, -dazu ist meine Werkstatt zu klein.
Zum Glück steht meine Kreissäge auf Rollen, sodass man sie während des Schneidens bewegen kann. Das ist etwas umständlich, aber es geht.
Blöder weise hab' ich dann auch noch ein Stückchen zuviel abgeschnitten und so musste ich am ersten Tag schon pfuschen:
Einfach den Abschnitt wieder drangeleimt. Die Platte kommt nach unten, und der Schnitt ist hinter der Rückwand, also sieht man nichts davon, -Glück gehabt …
Die Türen und die Schubkasten-Vorderstücke bekommen Anleimer aus Hartfaser. Die mußte ich nicht extra kaufen, ich hatte noch reichlich Hartfaser im DIN A3 – Format, die mal für Wahlplakate der Piratenpartei gedacht waren.
Diese Anleimer sollen schwarz lackiert werden und zwar so, dass man zu der Furnierten Platte keine Kante oder Fuge sehen oder fühlen kann. Weil ja später noch Füller und Lack auf die Kante kommen, mussten die also ein ganz kleines Bisschen schmaler als die Platte werden. Ich hab' sie dann alle zusammen auf das richtige (hoffentlich) Maß geschliffen.
Morgen geht’s weiter und dann kommt auch noch der Schaumeister ...
Die Anleimer mussten dran, aber mit Abstand, damit noch Platz für den Füller bleibt. Um den genau in der Mitte der Platte, mit auf beiden Seiten gleichem Maß von < 1mm zu verleimen, habe ich einfach mehrfach Klebeband als Abstandhalter aufgeklebt.
Das hat ganz gut funktioniert, nur der Leim, der rausgekommen ist wird wahrscheinlich noch Probleme verursachen.
Als ich gerade dabei war, die großen Anleimer und die Seiten mit Lamellos zu verbinden, kam der Schaumeister und hat ein paar Fotos gemacht.
Ich weiß noch garnicht, wie ich weiter mache, wenn alles fertig zum zusammenstecken ist. Der Innenraum ist schwierig zu lackieren, weil er so klein ist. Das gibt schnell eine rauhe Oberfläche, wegen des Spritznebels …
Ich möchte aber eigentlich schon vorher alles verleimen, weil dann die Außenkanten gefräst und gespachtelt und der ganze Schrank von außen ohne Ansatz lackiert werden kann.
Als Erstes Habe ich heute mal eine Kante schwarz lackiert. Ich musste wissen, ob der Lack an der Kopfholzseite in das Furnier zieht und schwarze Streifen verursacht … und das tut er leider.
Deshalb, -und auch, weil man dann den Leim besser entfernen kann- habe ich alle Flächen einmal grundiert.
Dazu musste ich natürlich alles vorher schleifen. Die Kanten auch, weil da noch Leimreste dran waren. Ich habe eine Platte als Anschlag und einen harten Schleifklotz benutzt, um den Versatz, den ich für den Füller brauche nicht wegzuschleifen.
Blöderweise hatte ich meine Maske vergessen und in der Werkstatt kann man noch nichtmal das Fenster richtig aufmachen. Der Arbeitsablauf sah dann ungefähr so aus: Luft anhalten, Platte lackieren, flüchten …
Die Werkstatt ist nur 12m² groß, da wird’s schnell ziemlich nebelig, wie man auf dem Foto sieht.
Nachdem der Nebel sich verzogen hatte und die Platten einigermaßen trocken waren ging's ans Verleimen. Ich hatte zuerst alle Teile trocken zusammengesteckt und es passte wunderbar. Genau wie Murphy's Law es sagt, war das dann aber nicht mehr so, als ich Leim angegeben hatte. Irgendwo waren Lamellos verrutscht, Späne dazwischen, oder was weiss ich … ich kam jedenfalls ganz schön ins schwitzen, weil es einfach nicht richtig dicht wurde.
Genug Zwingen hatte ich auch nicht, weshalb ich in der Mitte einfach eine Latte unter die Decke gekeilt habe. Das funktioniert erstaunlich gut, -auf diese Weise (mit mehr Latten und auf einer stabilen Hobelbank natürlich) habe ich auch schon mal eine Platte furniert.
Als ich fertig war habe ich bemerkt, dass das scheiß billig-Klebeband sich aufgelöst und einen schmierigen, klebrigen Film auf meinen Platten hinterlassen hatte. Da ist eine NC-Grundierung drauf, so dass ich da mit Verdünnung nichts machen kann. Ich werde den ganzen Schmier also irgendwie mit der Hand und einem Tuch runterfummeln müssen … ich freue mich schon sehr darauf ;-)
Das mit dem Verleimen hat nicht ganz so geklappt wie ich gehofft hatte. Diese Lamellos sind einfach nicht präzise genug und so hatten die MDF-Anleimer einmal einen leichten Vorsprung und lagen auf der anderen Seite zu weit zurück. Leim kam auch reichlich raus …
Ich musste also, damit noch Füller, bzw. Spachtel aufgetragen werden kann wieder ein Bisschen wegnehmen vom MDF. Zum Glück hatte ich mir vor Jahren mal auf dem Trödelmarkt einen uralten Hobel mit rundem Messer gekauft, mit dem ich den Anleimer genau an der Furnierkante schmaler machen konnte
Die gerundeten Anleimer hatten dadurch natürlich eine viel zu große V-Fuge an der Innenkannte, die ich wieder zu spachteln musste. Auch habe ich beim Fräsen etwas gewackelt, weshalb ich reichlich Polyesterspachtel verbraucht habe.
Vom sechsten Tag gibt's nicht viel zu berichten. Ich habe ziemlich lange geschliffen und dann Cloucryl Spritzfüller aufgetragen, allerdings nicht gespritzt, sondern mit einer Rolle.
Heute habe ich mir gedacht, dass wahrscheinlich niemand außer einem Tischler sehen wird, wie viel Arbeit in diesen schwarzen Kanten steckt. Es sieht ja auch nicht nach viel aus, es ist aber so. Das ganze Abkleben, schleifen, nochmal Abkleben, usw. kostet einfach viel Zeit. Geschliffen habe ich mit einem harten Schleifklotz und Papier mit einer Körnung von 240. Der Füller ist dann am Übergang zum Furnier natürlich weg, aber darunter ist ja noch der Polyesterspachtel, der als Grund für den Farblack genauso gut ist.
Dann musste alles ohne Schleifklotz abgerundet werden.
Ich habe dann alles nochmal abgeklebt und schwarz lackiert. Es ist doch ein kleiner Versatz spürbar, -geht ja auch nicht anders- aber ich werde an dem schwarzen Lack nichts mehr schleifen, das ist mir zu riskant. Da kommt dann direkt der Klarlack drauf.
Nachdem ich den Klarlack drauf hatte und es immernoch einen Versatz gab, habe ich nochmal ganz vorsichtig geschliffen.
Das habe ich sehr langsam und konzentriert gemacht, denn falls ich durch den schwarzen Lack geschliffen hätte, hätte ich den ganzen Scheiß nochmal machen müssen …
Zum Glück ist das aber nicht passiert und ich konnte wieder eine Schicht Klarlack auftragen. Danach wär's eigentlich fertig gewesen, aber es gab Tropfnasen auf der Oberseite, also: Nochmal schleifen und lackieren.
Am Ende ist es dann doch alles ganz gut geworden. Man fühlt wirklich keinen Übergang mehr zwischen den Kanten und der Fläche. Ich habe dann den Schrank schon mal an die „Wand“ gehängt, die ich gebaut hatte um ihn in der Handwerkskammer ausstellen zu können.
Jetzt fehlen noch die Schubkästen und die Türen. Die Kanten werden im Prinzip auf die gleiche Art gemacht, wie die am Korpus, nur halt mit Hartfaser statt MDF. Also muss ich wieder schleifen, hobeln, grundieren, abkleben, spachteln schleifen, füllern, schleifen, abkleben, farbig lackieren, klar lackieren, schleifen und nochmal lackieren.
Diese schwarzen Kanten sind das einzig Erwähnenswerte an dem Schrank und auch das, was am meisten Arbeit macht.
Die Schubkästen selber sind, bis auf die Vorderstücke komplett aus MDF und werden auch schwarz. Den Füller habe ich wieder mit einer Rolle aufgetragen.
So, Gestern hatte ich keine Zeit um weiter zu machen. Heute habe ich die Türen und Schubkästen nochmal lackiert. Die Innenseite ist nicht so toll geworden, weshalb ich da wahrscheinlich noch Leder auf den Boden kleben werde. Nach dem Befestigen der Beschläge war die Kiste dann auch schon fertig.
Ich habe noch Leder in die Schubkästen geklebt. Das sieht ganz gut aus und die lackierte Fläche verkratzt nicht so schnell.
Jetzt ist es also wirklich fertig.
Für alle, die es nicht wissen, möchte ich noch sagen, dass das selbstverständlich kein Meisterstück ist, sondern nur ein sogenanntes Teilerzeugnis. Das klassische Meisterstück ist leider kein Teil der Prüfung mehr. Dieses Teilerzeugnis ist ein Teil aus einer Projektaufgabe in der es darum geht, die Einrichtung für einen Laden (jedenfalls war das bis jetzt immer ein Laden) nach bestimmten Vorgaben zu zeichnen, zu beschreiben und zu kalkulieren. Man ist also bei der Wahl seines "Meisterstücks" nicht mehr völlig frei und man hat maximal 112 Stunden zur Verfügung.
Als ich heute nochmal zufällig hier reingeschaut habe, habe ich in den Backlinks gesehen, dass da jemand nach
"wie muss die dokumentation schreiner meisterstück aussehen"
gesucht hat und da dachte ich mir, ich verlinke die auch mal hier. Ob die tatsächlich gut geworden ist, kann ich nicht sagen, jedenfalls bin ich damit durchgekommen ... ;-)
das ist das fertige PDF mit Fotos. Wegen der größe nicht bei blogger.de, sondern bei einem Sharehoster, da muss man dann halt ein paar Sekunden warten und Zeichen eintippen. Dokumentation.pdf - 31.2 MB